
Oil on Canvas
85x71cm
Rhodrick Tayali
2025
„Rhodrick Tayali -Heimat in der Farbe suchend.“
von Dr. Friedhelm Häring Museumsdirektor a.D. und Kunsthistoriker
[..] Seit der Renaissance stellen wir in Europa die Welt nach tiefenräumlichen Kriterien dar. Wir haben Oben und Unten, Hinten und Vorn, seit Jahrhunderten zu einer egozentrischen Weltsicht genutzt, nach der wir werten und bewerten. Wo wir sind ist oben. Alles andere ist unten, hinten, ganz weit weg. Dabei gibt es in der traditionellen chinesischen Malerei noch heute das Beieinander unterschiedlicher Teile und Motive im Bild in der Flächenstaffelung im Übereinander. Auch in der noch immer lebendigen byzantinischen Kunst ist der ikonische Charakter, das nicht räumlich-perspektivische Denken bestimmend.
In seinen Bildern gestaltet Tayali das Paradies des Geschwisterlichen zwischen Tao, Zen und Ikone. Aus Linie und Farbe schafft er eine paritätische Welt, ein paradiesisches Beieinander im Weltbild.
Dafür zu kämpfen war der Lebensweg von Melvin Edwards, den Rhodrick Tayali in einer anderen „Hommage“ von 2025 würdigt.
Melvin Edwards gilt als Pionier der afroamerikanischen Gegenwartskunst. Er ist Bildhauer. Seine aus Metallen zusammengeschweißten Reliefs, Skulpturen, seine Installationen, seine Zeichnungen, die meisten seiner eher abstrakten Arbeiten, verweisen auf die Bürgerrechtsbewegung in den USA der 50er und 60er Jahren. Er kämpft auch heute noch um die Abschaffung der Rassentrennung, ein kardinales Thema nicht nur in den USA bis heute.
Rhodrick Tayali stellt ihn mit seiner Kappe dar. In einer unteren Zone trägt er die Wurzeln des verehrten Mannes zusammen, Lebensalltag, Tiere, Pflanzen und Kultur Afrikas. Das Bild schließt oben mit der heutigen Allerweltsarchitektur des globalen Handels- und Digitalwahns von Dubai bis Shanghai. Ketten sind hinter Melvin Edward als Andreaskreuz gespannt, als Hinweis auf die Passion aller Menschen auf der Erde in dieser Zwangsvollstreckung nach Höher, Schneller, Weiter.
Links sieht man Martin Luther King während einer seiner bahnbrechenden Reden und rechts, wie poetische Einsprengsel in diesen Kraftakt der Emanzipation, sieht man einen Frauenschuh, eine Brücke, das Haus, drei Menschen auf dem Weg, zärtliche Zeichen der Tröstung.
Die erlebnishaften Überschneidungen, Zusammenstellungen vielfältiger gedanklicher Art, sind gerade durch den besonderen Stil Tayalis aus buntfleckiger Unräumlichkeit möglich.
Edwards, der 1937 in Houston in Texas, geboren wurde, war mit Henry Tayali, seinem Vater, befreundet.
Das Gemälde ist ein biografischer Höhepunkt und ein und in seiner dichten Aussagekraft kardinales Werk in seinem OEvre, das in einem bunten Farbteppich mit expressiven Strichen das Leben pulsierend einfängt und den Traum von besseren Möglichkeiten. Es ist eine sehr heutige, optimistische Kunst, in der Realität und Abstraktion kein Gegensatzpaar sind, ebenso wenig wie das Faktische das Ahnungsvolle ausschließt.
Dr. Friedhelm Häring Museumsdirektor a.D./Kunsthistoriker
Kennen sie einen Künstler ,
der in Lusaka / Zambia geboren,
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